Istanbul und die ersten Tage in Asien

26.08. – 08.09.2015

Es ist unglaublich was für ein Hass und ein Machtgeilheit auf dieser Welt vorherrscht. Ich bin unfähig meine Gefühlslage in wenigen Worten zu beschreiben, daher werde ich es später einfach darauf ankommen lassen 🙂

Die Lisa und ich haben die letzte gemeinsame Zeit in Istanbul wirklich sehr genossen, jedoch musste diese schöne Zeit natürlich wieder einen schwarzen Fleck abbekommen. Nach dem Vorfall in Pinarhisar, wurde uns von einem türkischen Freund, den wir zuvor kennen lernten und der uns sehr geholfen hat, empfohlen, dass wir doch zur deutschen Botschaft in Istanbul gehen sollten und denen unseren Vorfall schildern müssten, dass wir den Täter hinter Gittern halten können und er seine gerechte Strafe bekommt. Wir haben uns nach der Ankunft im Hotel, gleich auf den Weg zur Botschaft gemacht, welche „24 Stunden“ offen hat, vor allem bei Notfällen. Leider hat man uns  sehr schnell vom Gegenteil überzeugt und auf den nächsten Tag verwiesen, obwohl es erst 16 Uhr war. Die Botschaft liegt direkt neben dem Taksim-Platz und der Standort war perfekt diesen Teil von Istanbul gleich näher anzuschauen. Der Taksim-Platz ist eher etwas für den geschichtlich Interessierten, als für den, der sich großartig etwas fürs Auge erhofft. Von dort aus sieht man sofort die etwas umbaute christlich orthodoxe Kirche (Aya Triada). Die Kirche ist nicht immer zum Besuch geöffnet, was uns ein sehr netter, jedoch etwas vom anderen Ufer stammender Geistlicher mitteilte. Dies darf jetzt nicht so klingen, als würde ich etwas dagegen haben, aber die Kirche sollte nicht gegen Homosexualität wettern, wenn sie selbst sehr viele in den eigenen Reihen haben 😉 Das ist sehr heuchlerisch und mit einer der vielen Gründe warum ich von der Kirche ausgetreten bin. Jeder sollte das sein dürfen was er ist und nicht, weil irgendwelche Leute damit nicht einverstanden sind, sich schlecht fühlen müssen oder Angst haben müssen für das, was ihr Leben ist. Wem es nicht passt, muss nicht so leben und kann weg schauen. Aber keine Einschränkungen für das Leben, das ist bestimmt nicht Gottes Willen, sonst wären alle gleich, wenn er solch eine Menschheit gewollt hätte. Es war jedoch trotzdem sehr amüsant und etwas niedlich 🙂 Nachdem er uns die Gottesdienst Zeiten verkündete und nicht merkte, dass ihm gegenüber ein Heide steht, entfernten wir uns wieder von dem Boden „Gottes“. Es ging weiter durch die Stadt in Richtung Bosporus. Man geht durch eine riesige Einkaufsmeile, welche sich bis zum schwedischen Konsulat zieht und dann etwas schmäler wird. Hier hielten sich so unglaublich viele Menschen auf, dass ich mich wieder ganz langsam runter fahren musste um nicht zu türmen. Mittendrin kann man sich auch die größte katholische Kirche der Türkei ansehen, die „Sankt Antonius Kirche“. Vor dem Gebäude werden sehr viele Selbstporträts geschossen und es ist ein schöner kleiner Hof integriert. Ich wollte tatsächlich einmal freiwillig in ein „Gotteshaus“ hinein sehen und ich strengte mich auch an, dies zu schaffen. Doch schreckte mich das Schild am Eingang schon ab, auf dem ein umarmtes Pärchen durchgestrichen war, ich riss mich dennoch zusammen und wollte sie von innen sehen. Meine Füße trieben mich durch die Pforte und schneller wieder heraus wie ich dachte 🙂 Es wurde so unglaublich dunkle Musik in der Kirche gespielt, dass es mir fast die Zehennägel aufdrehte. Ich kann es nicht verstehen, die Kirche sollte doch für Liebe und Freude zuständig sein, doch sie verbietet sich zu lieben und sich zu freuen. Was zurzeit auf der Welt geschieht ist doch schon traurig genug, da brauche ich nicht auch noch Musik und Dunkelheit welche mich runter ziehen. Da gibt einem Freiheit und die Natur 100x ein besseres Gefühl fürs Leben 😉
Nachdem das Kirchenthema somit endgültig erledigt war, gingen wir weiter und kamen durch ein kleines Künstlerviertel mit sehr vielen kleinen Fachgeschäften, im Bereich Musik, Klamotten und unzähligen anderen Dingen. Zudem kommt man hier an einem der bekanntesten Sehenswürdigkeiten vorbei. Der Galataturm ist ein Überbleibsl der alten Stadtbefestigung und auf jeden Fall einen Besuch wert. Wer will, kann auch auf den Turm hinauf und sich die Stadt von oben ansehen. Uns persönlich reichte auch der Blick von unten, hier waren auch genügend Menschen 😀 Es wurde doch langsam später und wir begaben uns wieder auf den Weg zum Hotel, welches sich direkt im Stadtteil Sultanahmet befand. Ich sollte noch erwähnen, dass es eine Istanbulkarte gibt, welche man an den Tramstationen am Automaten erwerben kann und super praktisch ist. Uns halfen Studenten weiter, die für das Verbessern ihrer Englischkenntnisse den Touristen ihre Hilfe anbieten. Bei uns blieb es nicht dabei 😀 Als ich mich mit einer unterhielt und sie mitbekam was ich mache, scharrten sich die ganzen Studentinnen um mich und wollten ein Foto machen. Das überrollte mich so sehr, dass ich vergaß selbst ein Foto zu machen und hoffe nun, dass sie mir die Fotos zusenden 🙂 Aber zurück zur Karte, man kann sie für Bus, Tram, Schiff nutzen und kann sie jederzeit wieder aufladen.
Sultanahmet ist eine optimale Gegend um sich ein Zimmer zu nehmen, hier sind die 2 großen Moscheen, die blaue Moschee und die Hagia Sofia, wobei zweitere damals eine Kirche war, zu einer Moschee umgebaut wurde und heute ein Museum ist.
Wir hatten ein wunderbares Zimmer nicht weit von der Küste entfernt und durften am nächsten Tag zum Frühstück einige Delphine auf ihrem Streifzug beobachten. Alles deutete auf einen schönen Tag hin. Danach machten wir uns erneut auf zur Botschaft und was uns dort erwarten sollte, macht mich so unglaublich sauer und wütend auf unsere Regierung und den Großkopfertn, welche sich dort oben tummeln und dem Volk ins Gesicht spucken. Wir wurden lediglich durch eine Glasscheibe gefragt ob uns Geld oder die Ausweise geklaut wurden. Da wir es verneinten und uns auch nicht großartig äußerlich etwas fehlte wurden wir abgewiesen. Man kann sich den Rechtsstreit bestimmt nicht leisten und wir haben auch keine Ahnung wie es in der Türkei gehandhabt wird. Dennoch wurden wir nicht herein gebeten um einfach einmal die Fakten zu erläutern und über eine Möglichkeit zu reden. Der Fehler war, dass wir uns gewehrt haben. Bei ihnen ist erst eine geschaffte Straftat eine gute Straftat. Es ging nur einmal wieder ums Geld!!! Ich habe jetzt endgültig mit diesem Verein die Schnauze voll!!!! Eigentlich sollten wir der Staat sein, aber der Staat besteht nur noch aus den 1% Reichen, welche das Geld haben um sich ihr Recht zu kaufen oder es anderen wegzunehmen. Wir sollten nicht immer auf die Opfer der ganzen Kriege, Ausbeutungen und Umweltverschmutzung schimpfen, sondern endlich einmal die Verantwortlichen zu Rechenschaft ziehen. Mir wurde klar, wenn es ihnen total egal ist was mit der eigenen Bevölkerung passiert, dann kann man sich vorstellen wie es um andere Völker bestellt ist. Der Flüchtlingsstrom ist die Quittung dafür, dass wir immer nur zugesehen haben und sie langsam die Welt zerstören lassen ohne einmal den Mund zu öffnen und unser Recht wahrzunehmen, welches nichts kostet. Unsere Stimme. Das schlimme ist zu wissen, dass es den meisten ziemlich hinten vorbei geht, weil sie denken, dass alles so weit weg ist und solange es einem selbst gut geht und alles aus ihrer Blase draußen bleibt, ist alles super. Ich bin jetzt noch nicht lange unterwegs und habe schon mehr Sachen gesehen als mir lieb sind, der Flüchtlingsstrom hört nicht auf, weil man sich auf die Straße stellt und sagt, man will das nicht. Der Zug ist abgefahren, und das schon seit Jahren. Das was ihr in Deutschland seht, ist nur die die Spitze des Eisbergs. Hier bricht es jetzt erst los. Wem haben wir das zu verdanken? Unseren tollen demokratischen Ländern. Der Kurdenkonflikt ist darauf gewachsen, dass England und Frankreich im nahen Osten einfach Länder verteilt haben, ohne auf ein sehr großes Volk zu achten, weil es wieder nur um Macht und Geld ging. Das gleiche Problem besteht auch in Israel, selbiges in Armenien. Um mich herum werden Menschen getötet für ein Verbrechen auf dem Papier für welches die Völker nichts können sondern nur unsere tollen Regierungen. Die Saudis schießen auf den Jemen mit Waffen aus unseren Produktionen und wir schauen wieder einmal nur zu, dass sind die nächsten Flüchtlinge!!! Mit diesem Raster geht man jetzt einmal über den Planeten, dann könnt ihr euch ausrechnen, wann welche Flüchtlinge aus welchen Land bei uns ankommen. Es treibt mir die Tränen in die Augen wenn ich sehen muss was hier passiert. Gestern sind 16 türkische Polizisten von der PKK getötet worden, heute waren es 11. Die Kurdengebiete werden bombardiert, aber man kann nirgends nachlesen wie viele Opfer sie beklagen müssen. Wie soll das einmal aufhören? Die einen wollen ihre Freiheit, die anderen wollen sie ihnen nicht geben, die einen töten um es zu erreichen, die anderen töten um es zu verhindern und sterben tun nur die, die am wenigsten dafür können. Und unsere Regierung macht wieder gar nichts, weil sie sich nicht ihre Verbündeten verkraulen wollen oder sonst die Handelsbeziehungen in Gefahr sehen. Es macht mich krank die Welt so vor die Hunde gehen zu sehen. Ich frage mich, wie diese „Führer“ in Ruhe schlafen können, ich habe schon Probleme damit, weil ich einfach nicht helfen kann und ich kann nicht einmal etwas dafür. Dann kommen dazu noch die Glaubenskriege, welche nur von Dummheit geschürt werden und ganz wenigen ganz weit oben ganz viel Macht bringen. Und unabhängig anderen die Möglichkeit gibt, solch einen Wahnsinn zu nützen um die eigenen Interessen durchzuboxen. Und fast kein Mensch macht sich dazu Gedanken um diesen Irrsinn aufzuhalten, weil es ja jedem gut geht.
Verzeihung, es brennt mir so viel auf der Seele und ich könnte noch ein Buch darüber schreiben, aber es sollte sich jeder selbst mit der Materie einmal auseinander setzen, so tief kann ich leider nicht eintauchen.
Ich würde so gerne einfach mal wieder über schöne und lustige Erlebnisse berichten, dass hat sich hier aber leider etwas aufgehört. Man spürt überall die Spannung die unter den Leuten herrscht, den ganzen Tag über gibt es Demos und überall laufen die Fernseher mit Nachrichten. Meine geplante Route muss ich jetzt umändern und über Georgien und Armenien fahren, um zu hoffen, dort ohne Probleme durch zu kommen, aber das sollte funktionieren. Mein eigentlicher Plan war über Kurdistan in den Iran zu fahren, aber dafür bin ich wohl ein Jahr zu spät dran. Auch wenn ich mir jetzt vielleicht einige Feinde gemacht habe durch die Wahl des Landes Kurdistans, aber ich bin fest der Überzeugung, ein Land sollte denjenigen gehören welche es seit Jahrhunderten bevölkern und nicht denen die es sich aneignen, weil sie die stärkeren sind, oder über den Schutz und die Unterstützung der Großmächte verfügen, die dadurch wieder ihr eigenes Interesse verfolgen.
Geschichte finde ich sehr wichtig um die Zukunft besser zu gestalten, dass sehen aber anscheinend einige anders.
Nichtsdestotrotz. Ich kann Istanbul nur empfehlen, es ist eine wunderschöne Stadt, mit so unglaublich viel Geschichte und dessen Zeitzeugen. Nach 4 Tagen Istanbul, habe ich die Lisa unverletzt an den Flughafen gebracht und sie ist gesund und munter wieder Zuhause angekommen. Ich persönlich verbrachte noch eine Nacht bei einem sehr netten Pärchen, welches uns ein Zimmer in ihrer Wohnung vermieteten. Dort machte ich mich bereit für den nächsten Tag, wusch meine Klamotten und informierte mich über meinen weiteren Weg.
Zuerst musste ich wieder vom Marmara Meer an die Schwarzmeerküste und dies führte mich durch einen schönen Wald, dessen Bäume zwar nicht hoch waren, aber er mich nach der Stadt wieder sanft in sich aufnahm und mir ein unglaublich schönes Gefühl gab. Ich sah meine bisher größte Landschildkröte in freier Wildbahn und jeder der hier in der Gegend einmal ist, sollte in den Alemdag Ormani Naturpark hinein schauen. Ich fuhr bis Sile und dann Richtung Osten. Nun war ich wieder vor der ersten Nacht im Zelt seit dem Vorfall. Das Blut am Eingang hatte ich noch entfernt und somit ist es wieder top 🙂 Viel zu vorher hat sich nicht geändert, vielleicht nur, dass ich wieder mehr Wert auf meine wichtigsten Regeln lege und mit der Natur und der Dunkelheit verschmelze, damit niemand weiß wo ich bin, oder überhaupt wo bin. Das Gelände ist hier sehr hart zu einem Radreisenden. Es sind unglaublich viele Berge. Es geht vom Meer hinauf, wieder runter ins Tal und wieder rauf, ans Meer und so weiter. Ich dachte die Km bleiben etwas auf der Strecke, aber es geht doch gut dahin, auch wenn es oft mehr schieben bedeutet als fahren, da es doch teilweise sehr steil ist. In ganz abgelegenen Gebieten sieht man auch eine starke Dorfflucht, es begegnen einen eigentlich nur alte Menschen, die damaligen Geschäfte stehen meist alle so gut wie leer und die Gebäude sind sehr nahe am Zerfall. Es ist hier auch sehr hart einen Zeltplatz zu finden, da man nie weiß, in welch ein Gebiet man fährt. Es gibt Gebiete, welche nur auf der Straße zugänglich sind, da es auf der einen Seite sehr steil hoch geht und auf der anderen Seite sehr steil abfällt, der Wald so verwachsen ist dass man nicht hinein kommt, oder es einfach von Einheimischen schon bewohnt wird. Dies spielte mir auch den unglaublich tollen Schlafplatz hinter Eregli zu. Ich fand nur ein Loch in einem Wald in dem ich schlafen konnte, es war ein sicheres Loch unter 2 Feigenbäumen mit in einem kurzen geraden Stück zwischen 2 Bergen. Jedoch musste ich mir den Platz mit einer Hündin und ihren 2 Welpen teilen, welche nicht sehr angetan von meiner Anwesenheit war und somit bei jeder Bewegung eine halbe Stunde bellte. Anfangs fand ich es noch gut, da ich somit einmal eine Wildschwein freie Nacht hatte, welche auch sehr Lang, sehr laut sein können. Nur nahm es die sehr fürsorgliche Hündin mit den Bewegungen sehr ernst und ich konnte die halbe Nacht nicht schlafen. Es geht aber auch eine Nacht um und somit konnte ich um 6 wieder mein Zeug packen und ihnen ihre Ruhe lassen.
Ich habe in Zonguldak ein sehr günstiges Zimmer gefunden und dort bin ich immer noch, da jeden Tag ein anderer Anschlag stattfindet und ich mir jetzt einmal in sicherer Entfernung meine neue Route überlegen musste. Hier habe ich mich sehr viel mit den Konflikten in meiner Umgebung auseinander gesetzt und wurde heute noch wegen einem Regentag aufgehalten. Dennoch werde ich jetzt nach vorne sehen und versuchen mich so weit wie möglich von irgendwelchen Problemen fern zu halten. Nach wie vor, sagt mir jeder, dass ich keinen vertrauen darf, wenn ich ins Kurdengebiet komme es nicht überleben werde und so weiter 😀 die besten Voraussetzungen für eine ruhige fahrt 😀 Mein Plan ist deshalb, so schnell wie es geht nach Georgien zu kommen, mit der Hoffnung, dass jetzt hier nicht überall wieder alte Streitigkeiten aufflammen.

Also, Peace and Love

euer Eixi

P.s. Mittlerweile hat sich ein Soldat, der damals die Lisa als erstes fand und seinen Dienst hinter sich gebracht hat, bei mir gemeldet. Er hat sich meinen Namen aufgeschrieben um mich zu finden. Ich soll mich bei ihm melden falls ich Probleme habe. Natürlich habe ich auch nach dem Bauern gefragt und ihm das Problem mit dem deutschen Staat mitgeteilt, was hier auch niemand verstehen kann. Er meinte, der türkische Staat kümmert sich um ihn und er wird zur Rechenschaft gezogen. Auf vergehen an Frauen, sind hier anscheinend mindestens 10 Jahre veranschlagt. Das finde ich eine gerechte Strafe, wer Frauen oder Kinder etwas antut, sollte mindestens solch eine Strafe bekommen. Nicht wie bei uns, wo ein Vergewaltiger als Ersttäter auf Bewehrung wieder raus kommt und einer mit etwas Cannabis, um seine Existenz Angst haben muss. Ja muss man schon fair sein, Cannabis macht freidenkend und ist Gift für das System, aber ein Vergewaltiger macht ja unserer Regierung nichts.